Glück. Anhaltendes Lebensgefühl? Ekstatisches Glücksgefühl im Moment? Friedvolle Erfülltheit, verklärte Glückseligkeit? „A Masn“ beim (Glücks-)Spiel? Der Begriff ist vielschichtig.
Das Streben nach Glück ist Inhalt tausender Ratgeber in Literaturform. Und sogar Teil der amerikanischen Verfassung. Die Bedingungen, unter denen sich Menschen als glücklich bezeichnen, ergründet die Glücksforschung – und unterscheidet dabei zwischen Zufallsglück und Lebensglück.
Die Chemie des Glücks
Die Biologie hat auch etwas dazu zu sagen. Glück wird im mesolimbischen System erzeugt, dem Belohnungszentrum unseres Gehirns. Es ist stark in emotionale Lernprozesse eingebunden. Verhalten, das unser individuelles Überleben sichert (z.B. essen und trinken) oder das Überleben unserer Spezies sichert (z.B. Paarung, Pfleges Nachwuchses) wird mit positiven Gefühlen belohnt. Glücksgefühle haben also eine chemische Basis.
Neurotransmitter wie Serotonin und Dopamin sorgen dafür, dass wir uns gut fühlen. Euphorisierende Drogen wirken ebenfalls durch die Beeinflussing des Belohnungszentrums, und auch nichtstoffgebundene Süchte docken im mesolimbischen System an: Einkaufen, spielen, Extremsport oder surfen im Internet können Glücksgefühle durch kleine Dopamin-Kicks erzeugen, die deshalb auch psychisch abhängig machen können.
Glück als Produkt
Es gibt mehr und intensivere Stimuli, die das Belohnungsystem zur Ausschüttung von Dopamin bewegen, als je zuvor. Die Wirtschaft benutzt unseren natürlichen Hang zur Sucht und erklärt ihn zur ganz normalen Kulturpraxis. Einkaufsportale locken mit Sofort-Kaufen-Buttons, Smartphones mit 1-Euro-Apps. Free-to-Play-Games sind so gestaltet, dass man ständig kleine Belohnungen erhält und locken mit kostenpflichtigen Premium-Items für noch mehr Dopamin-Kicks.
Beeinflusst von der hypnotischen Kommunikation aus Werbung, PR und Peer-Groups tendieren wir dazu, unser Glück von äußeren Umständen abhängig zu machen – vom perfekten Traumurlaub, dem erhofften Karrieresprung, der harmonischen Familienfeier. Natürlich ist es sinnvoll, sich Ziele zu setzen. Wenn man das tolle Auto, auf das man so lange gespart hat, endlich besitzt, löst es dann auch – wie erwartet – Euphorie aus. Doch nach einer Weile lässt dieses Glücksgefühl nach. Dann ist das Traumauto auch nur noch ein Fahrzeug auf vier Rädern, das dich von A nach B bringt.
Glück ist kein Dauerzustand
Und das ist okay so. Verkrampfte Positivdenker ignorieren, dass negative Gefühle zum Leben gehören. Glück bedeutet nicht, ständig nur gute Laune zu haben. Selbst wenn man immer nur positive Dinge tun würde, könnte man nicht ausschließlich gute Gefühle empfinden. Dem Glück eine Chance zu geben bedeutet, aus gewohnten Bahnen auszubrechen. Das kann auch schiefgehen. Es kostet Überwindung, immer wieder Dinge auszuprobieren, die das Leben bereichern könnten. Wenn es funktioniert, dann erlaubt es, die eigene Kreativität immer wieder neu zu entdecken, Interessen mit Leidenschaft zu verfolgen, Beziehungen zu vertiefen, und über das Leben zu staunen wie ein Kind.
Glück und Sucht:
http://fm4.orf.at/stories/1714244
Zeit statt Zeug:
http://www.zeit-statt-zeug.de/de
Oxford Happiness Questionnaire:
https://www.theguardian.com/lifeandstyle/2014/nov/03/take-the-oxford-happiness-questionnaire